Schmuckschildkröten beenden ihre Winterruhe

Nach Beenden der Winterruhe werden wieder vermehrt Schmuckschildkröten in der freien Wildbahn gesichtet. Spezialisierte Auffangstationen haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, und Tierheime können meist keine art- und tiergerechte Haltung gewährleisten. Darum bitten wir die Bevölkerung, die Tiere vor Ort zu belassen und die zuständige kantonale Fachstelle für Neobiota über die Sichtung zu informieren.
 
Steigende Temperaturen und die Kraft der Aprilsonne tragen dazu bei, dass bereits viele Pflanzen und Tiere aus der Winterruhe erwacht sind. Vermehrt tauchen deshalb nun wieder Rot- und Gelbwangenschmuckschildkröten aus dem Bodenschlamm von stehenden oder schwach fliessenden Gewässern auf, wo sie von Oktober bis März überwintert haben. Beide Arten stammen aus dem südlichen Nordamerika, kommen aber bestens mit unseren Umweltbedingungen zurecht. Sie finden selbständig Nahrung, haben kaum Konkurrenz und in heissen Sommern gelingt in wärmebevorzugten Gegenden mittlerweile bei den Rotwangenschmuckschildkröten auch die Naturbrut. Beide Arten sind schweizweit in stadtnahen Feuchtgebieten anzutreffen, wo sie zum Teil bereits vor Jahrzehnten von ihren ehemaligen Besitzern ausgesetzt worden sind. Sie müssen aus tierschützerischen Gründen also nicht «gerettet» werden.
 
Allerdings gehören beide Arten zu den sogenannt «invasiven» Arten, also Tierarten, die durch den Menschen in neue Gebiete gebracht worden sind, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen. Nur wenigen dieser Arten gelingt es, sich dauerhaft im neuen Lebensraum zu halten und sich auszubreiten. Bei den beiden Schmuckschildkrötenarten scheint dies der Fall zu sein. Allerdings ist wenig darüber bekannt, welche direkten oder indirekten Auswirkungen die Allesfresser auf ihre Umwelt haben. In Gewässern, wo auch die einheimische, Europäische Sumpfschildkröte vorkommt, wurden schon Übertragungen von Parasiten von den eingeschleppten auf die einheimische Art nachgewiesen. Eine Konkurrenz um Nahrung, Sonnen- und Eiablageplätze findet ebenfalls statt.
 
Das BAFU fordert deshalb, dass möglichst viele einstmals ausgesetzte, nordamerikanische Schmuckschildkröten – insbesondere in Naturschutzgebieten – eingefangen werden sollen. Was aber schlussendlich mit diesen Tieren geschehen soll, sagt es nicht. Solange diese Frage nicht geklärt ist, bitten wir die Bevölkerung, die Tiere vor Ort zu belassen und die jeweils zuständige kantonale Fachstelle für Neobiota über die Sichtung zu informieren. Dies sind:
 
BS: Kantonales Laboratorium, Tel.: 061 385 25 93 oder neobiota@bs.ch
BL: Amt für Umweltschutz und Energie, Tel.: 061 552 51 11, neobiota@bl.ch
SO: Amt für Umwelt, Tel.: 032 627 24 47, afu@bd.so.ch
 
Die Stiftung TBB Schweiz mit ihrem Tierheim an der Birs ist für eine art- und tiergerechte Haltung dieser beiden Arten nicht eingerichtet. Eine Weitergabe an spezialisierte Auffangstationen in der Schweiz ist kaum mehr möglich, da diese ihre Kapazitätsgrenzen bereits erreicht haben. Eine Abgabe an private Halter ist nur mit grossem bürokratischem Aufwand möglich («Gebrauchsleihvertrag» mit einer anerkannten Auffangstation). Es besteht zudem kaum eine Nachfrage nach diesen Tieren.